Leben
Prof. Dr. Elizabeth Prommer und Prof. Dr. Katharina Riedel beim Strandkrobgespräch

Zukunft gestalten in MV

Studieren mit Meerwert

Die Hansestädte Rostock und Greifswald haben lange Traditionen und sind bedeutend für Mecklenburg-Vorpommern. Insbesondere die Universitäten beider Städte sind spitze in Forschung, Lehre und Innovation. Im Strandkorbinterview geben die Rektorin der Universität Rostock, Prof. Dr. Elizabeth Prommer, und die Rektorin der Universität Greifswald, Prof. Dr. Katharina Riedel, spannende Einblicke in die vielfältige Hochschullandschaft Mecklenburg-Vorpommerns. Sie erzählen, was die Universitäten so einzigartig macht und warum es sich für Studierende lohnt, die Fragen der Zukunft an der wunderschönen Ostseeküste zu beantworten.

Was macht Ihre Universitäten besonderes innovativ?

Prof. Dr. Elizabeth Prommer

Wir sind in dem Sinne besonders, denn wir sind aus Tradition innovativ. Also die Innovation und das Innovative basiert hier auf einem tatsächlich historischen Fundament. Und das Schöne an Rostock ist, dass wir vielfältig sind. Wenn ich davon spreche, dass man bei uns Weltretten studieren kann, dann meine ich nicht nur die Ingenieurfächer und die technischen Fächer, sondern, wenn wir die Krisen anschauen, Corona oder der Ukrainekrieg – müssen wir ein historisches Wissen haben. Wir müssen das ethisch einordnen, wir müssen sehen, wie eine Gesellschaft funktioniert. In den Lehramtsstudiengängen wird ja nicht nur Deutsch und Spanisch unterrichtet, sondern auch Demokratiebildung. Studierende zu mündigen Bürgern entwickeln, ihnen aber auch beibringen, wie sie Schülerinnen und Schüler zu mündigen Bürgerinnen und Bürgern machen können. Und das meine ich mit Vielfalt. Das ist das Besondere bei uns in Rostock, dass man von Agrarwissenschaft, Archäologie, Wirtschaftswissenschaft bis Zahnmedizin über 200 Studiengänge studieren kann.

Prof. Dr. Katharina Riedel

Innovation heißt nach vorne denken, heißt Probleme der Zukunft aktiv angehen, heißt Wissenstransfer. Wir haben eine ganze Reihe von Forschungsschwerpunkten, die sich allesamt mit gesellschaftlich relevanten Themen beschäftigen. Ob das nun Themen zum Klimawandel sind, ob das die Ostseeraum-Forschung ist, oder ob das das Thema One Health ist. Das ist ja in den letzten Jahren ganz offenkundig geworden, dass zum Beispiel die Gesundheit des Menschen ganz eng mit der Gesundheit von Tieren und der gesunden Umwelt verbunden ist. Wir haben Themen wie Bioökonomie, Nutzung ländlicher Räume, also alles Themen, die wirklich für die Gesellschaft relevant sind und in der die Universität Greifswald innovativ ist und versucht, dieses Wissen praxisrelevant weiterzugeben.

Die Universitäten in Rostock und Greifswald sind Voll-Unis, aber keine Massen-Unis. Wie gelingt Ihnen das?

Rektorin Prof. Dr. Elizabeth Prommer im Strandkorbinterview

Vorfreude auf das Strandkorbgespräch. Prof. Dr. Elizabeth Prommer in der Fakultät für Maschinenbau und Schiffstechnik.

Prof. Dr. Elizabeth Prommer

Wir sind eine mittelgroße Universität, wenn man uns deutschlandweit oder international anschaut. Der Vorteil von Rostock ist tatsächlich, dass wir überschaubare Größen von Seminaren haben. Sie sitzen mal mit 20, 25 Leuten in einem Seminar, mal mit 500 oder mit 50 Leuten in einer Vorlesung. Das Wichtigste ist, dass unsere Studierenden in den Seminaren persönlich mit Professorinnen und Professoren sprechen können. So können wir kleinere Gruppen sehr intensiv betreuen und das trotz der Fächervielfalt. Was bei uns auch besonders ist, wir haben eine interdisziplinäre Fakultät. Das Forschen, aber auch das interdisziplinäre Denken wird hier gefördert. Das halten wir für sehr wichtig, um die Fragen der Zukunft beantworten zu können.

Prof. Dr. Katharina Riedel beim Strandkorbgespräch in der Universitätsbibliothek Greifswald.

Prof. Dr. Katharina Riedel

Wir sind die kleinste Voll-Universität Deutschlands. Das heißt, dass wir ein ausgesprochen gutes Betreuungsverhältnis haben. Das ist auch etwas, was wir im Studierendenmarketing natürlich nutzen. Viele Studierende kommen hier an die Universität Greifswald, weil sie deren familiären Charakter, die kurzen Wege schätzen. Kurze Wege nicht nur im wörtlichen Sinne, also, dass man mit dem Fahrrad innerhalb von zehn Minuten von einem Standort zum anderen kommt, sondern auch im übertragenen Sinne, dass wir hier flache Hierarchien haben, dass man sehr schnell in Kontakt mit seinen Kommilitoninnen und Kommilitonen, aber auch mit den Dozierenden kommt. Und auch die Mitarbeitenden kommen, glaube ich, sehr schnell in Kontakt mit ihren Kolleginnen und Kollegen, dem Dekanat und dem Rektorat.

Was wünschen Sie sich von den Studierenden Ihrer Universität?

Kurzbiografie Prof. Dr. Elizabeth Prommer

Vom Pazifik an die Ostsee. Prof. Dr. Elizabeth Prommer ist Kommunikations-und Medienwissenschaftlerin. 1965 erblickte sie in Palo Alto, Kalifornien, unweit des Pazifiks die Welt. Heute lebt sie an der Ostsee und ist als Rektorin der Universität Rostock tätig. Als Tochter eines Ingenieurs und einer Lehrerin zog es sie früh nach Deutschland. Sie studierte unter anderem an der Universität München Kommunikationswissenschaft, Politikwissenschaft sowie Sozial- und Wirtschaftsgeschichte. Vor ihrer Berufung nach Rostock war sie Professorin an der Universität Wien. Mit Engagement und Forschungsdrang gibt sie der Hansestadt Rostock und den Studierenden starken Rückenwind.

Prof. Dr. Katharina Riedel

Sie sollten auf jeden Fall motiviert sein, interessiert sein, offen für Neues. Offen für neue Wege und mitmachen! Nicht nur mitmachen, was Studieren anbetrifft, da aktiv sein, sondern sich auch an Gremienarbeit und an gesellschaftlichem Engagement der Universität beteiligen. Ich muss sagen, wir haben viele Studierende, die sich auch gesellschaftlich betätigen, die politisch aktiv werden.

Prof. Dr. Elizabeth Prommer

Die ideale Studentin, der ideale Student für Rostock bringt ein hohes Maß an Neugierde mit, freut sich auf das jeweilige Fach und ist offen, auch ein bisschen über den Tellerrand hinauszuschauen. Wir bieten die Möglichkeit viele Module zu wählen und zu studieren. Man kann sogar, obwohl man in Rostock bleibt, mit EU-CONNEXUS international studieren. Also wir haben ein virtuelles, internationales Netzwerk. Wir wollen informatische Grundbildung in alle Studiengänge mit einbeziehen. Das heißt nicht, dass jeder programmieren können muss. Vielmehr sollten zukunftsrelevante Themen wie KI kritisch durchdacht und verstanden werden. Wenn wir alte Ungerechtigkeiten in KI-Systeme einlernen, dann projizieren wir ja neue Ungerechtigkeiten, und das muss man alles kritisch reflektieren.

Was ist aus Ihrer Sicht das am wenigsten Bekannte über Ihre Universität?

In diesem Schallmessraum wird unter anderem das akustische Verhalten von Strömungsmaschinen erforscht.

Tiefgründige Gespräche: Tessa-Maria Matzke, Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Meerestechnik vor einem Drucktank. Dieser wird in der Tiefsee eingesetzt – von der Meeresforschung bis zur Rohstoffgewinnung.

Zukunft im Blick. Dr. Ingo Jonuschies, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Produktentwicklung im Gespräch mit Prof. Dr. Elizabeth Prommer.

Prof. Dr. Elizabeth Prommer

Am wenigsten bekannt ist, dass man bei uns tauchen lernen kann. Wir bilden Forschungstaucherinnen und Forschungstaucher aus und ich sage immer, man kann bei uns auch Lara Croft studieren. Wir werden einen Studiengang Unterwasserarchäologie einrichten. Aber es besteht schon die Möglichkeit, bei uns tauchen zu lernen, um später beim Forschungstauchen, Wracktauchen, Schiffbau oder unterwasserbiologischen Experimenten bestens gerüstet zu sein.

Viel Raum für Fachlektüre. Rundgang durch die lichtdurchflutete Universitätsbibliothek Greifswald.

Ausgesprochen gutes Betreuungsverhältnis – Rektorin und Studentin im Gespräch.

Motivation, Interesse und Offenheit – das liebt Prof. Dr. Katharina Riedel an ihren Studentinnen und Studenten.

Prof. Dr. Katharina Riedel

Was wenige wissen ist, dass die Universität Greifswald die Universität mit dem größten Landbesitz in ganz Deutschland ist. Einerseits ist das natürlich ein Schatz, andererseits bedeutet es aber auch viel Verantwortung, gerade mit Blick auf die nachhaltige Nutzung dieser Flächen. Ein zweiter Punkt ist sicherlich, dass wir viele Fächer haben, die niemand in Greifswald erwartet – Orchideenfächer wie zum Beispiel Skandinavistik. Wir sind die einzige Universität in Deutschland, die einen Lehrstuhl für Ukrainistik hat, was ja gerade jetzt durchaus relevant ist. Und vielleicht noch ein letzter Punkt: Wir haben wirklich architektonische Perlen, also wirklich wunderschöne Gebäude mit wunderschönen historischen Hörsälen. Und hier lohnt sich wirklich mal ein Gang durch die Universität, um diese Schätze auch kennenzulernen.

Was macht Ihre Stadt oder Mecklenburg-Vorpommern für Sie so lebenswert?

Kurzbiografie Prof. Dr. Katharina Riedel

Mikrobiologin Prof. Dr. Katharina Riedel wurde 1968 in Deutschland geboren. Nach dem Studium der Biologie hat sie 1998 an der Technischen Universität München promoviert. An der Universität Zürich folgte 2006 die Habilitation. 2010 wurde sie zur Universitätsprofessorin für Mikrobielle Proteomforschung am Institut für Mikrobiologie der TU Braunschweig ernannt. Im Jahr darauf zog es sie als Lehrstuhlinhaberin für Mikrobiologie an die Universität Greifswald, in der sie 2020 zur Rektorin gewählt wurde. Die Liebe zur Forschung und die Gestaltung der Zukunft des Landes MV treibt sie bis heute an. Besonders die Arbeit mit neugierigen und engagierten Studierenden liegt ihr am Herzen.

Prof. Dr. Katharina Riedel

Das ist einfach eine ganz tolle Stadt, die so meinem Lebensgefühl entspricht. Ich selbst bin eher im ländlichen Bereich großgeworden, war dann über viele Jahre in Großstädten zu Hause und fühle mich jetzt sehr wohl, in dieser eher kleineren Stadt, mit diesem sehr familiären Charakter, umgeben von einer ehrlichen Natur. Ich finde auch die offene, geradlinige Art der Menschen, meinem Wesen entsprechend, sehr sympathisch. Insofern ist Greifswald einfach eine Stadt, in der man sich zu Hause fühlen kann.

Prof. Dr. Elizabeth Prommer

Mecklenburg-Vorpommern ist so faszinierend, weil es auf der einen Seite dieses wunderschöne Land ist und es gleichzeitig so viele interessante Menschen gibt, die mit viel Energie und Freude innovativ sind und die Energiewende dieses Landes mitgestalten wollen. Wenn ich in Rostock unterwegs bin und Menschen begegne, die darüber nachdenken: Wie schaffen wir die Energiewende, was für Industrien müssen wir hier ansiedeln, was müssen unsere Studis mitbringen, welche Ausgründungen brauchen wir?

Es gibt eine große Dynamik, auch in der ganzen Unterstützung dieser Ausgründungen. Und da glaube ich, wird Mecklenburg-Vorpommern unterschätzt, weil man sagt: Immer diese norddeutschen, wortkargen Menschen. Das nehme ich ganz anders wahr. Ich verspüre eher eine Jetzt-packen-wir-es-an-Mentalität. Das gefällt mir sehr gut.

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